Die vierte und letzte Woche meiner Artist Residency war etwas eingeschränkt durch eine fiese Erkältung, die ich mir wohl auf dem Flohmarkt am Wochenende geholt habe, als ich in der zugigen Halle, wenngleich auch sehr erfolgreich aber dennoch über eine halbe Stunde lang in einer Kiste nach alten Fotos gesucht habe. So richtig viel konnte ich deswegen nicht mehr unternehmen, dafür aber gewissenhaft die Materialen zusammenstellen, die ich auf jeden Fall irgendwie in den 23-Kilo-Koffer kriegen wollte. Das war eine echte Herausforderung für mich! Aber ich habe es geschafft – mit „etwas“ mehr Handgepäck 😉
Über den zu Beginn der Woche unternommenen Ausflug zu Mister Charlies Domizil habe ich ja schon gesondert berichtet. Ein wirkliches Highlight meiner Reise!
Einen weiteren Ausflug habe ich nach Milledgeville unternommen. Dieses in meinen Augen verschlafene Städtchen gehört, so wird gesagt, zu einer der schönsten Städte der sogenannten Antebellum-Route. „Auf einer 160 Kilometer langen Straße präsentieren sich die Südstaaten in ihrem schönsten Gewand: Der Antebellum Trail verbindet das quirlige Athens mit dem vornehmen Macon und führt vorbei an vielen prächtigen Villen und historischen Stätten. Wie auf einer Perlenkette reihen sich entlang des Antebellum Trails verträumte Kleinstädte aneinander und lassen den Zauber der Südstaaten aufleben. Sie alle wurden von den Zerstörungen des Amerikanischen Bürgerkriegs weitgehend verschont und zeugen noch heute von längst vergangenen Zeiten. Das lateinische Wort „Antebellum“ ist in den USA ein fester Begriff für die Zeit „vor dem Krieg“. Gemeint ist stets der Civil War von 1861 bis 1865, der den epochalen Umbruch des alten Südens bewirkte und bis heute prägt. Viele der säulenbewehrten Villen am Antebellum Trail können besichtigt.“ (Quelle) So habe ich mir das „Old Governor´s Mansion“ in Milledgeville angeschaut. „Die Geschichte des Herrenhauses (1839 fertiggestellt), das über dreißig Jahre lang als Wohnsitz der georgischen Regierungschefs diente, umfasst die Phasen des Vorkriegs, des Bürgerkriegs und des frühen Wiederaufbaus der Staatsgeschichte. Namhafte Staatsoberhäupter wie George Crawford, Howell Cobb und Joseph E. Brown residierten im Gebäude und nutzten es als Bühne für Reden und auch für die Vorstellung von Gästen von nationaler Bedeutung.“ (Quelle) Bei der geführten Tour durch das Haus wurde stolz berichtet, das diese erst kürzlich für 9 Millionen US Dollar restauriert wurde. Meine Frage, ob auch die Sklavenunterkünfte entsprechend instandgesetzt worden wären, wurde lapidar verneint. Die seien halt schon längste zerfallen. Wenn ich mir diese kritische Bemerkung erlauben darf: Die Sklaverei gehört untrennbar zu der Geschichte der Südstaaten. Und von einer geschichtlichen Stätte wie diese erwarte ich eine entsprechende Bearbeitung. Ich habe mich an dieser Stelle wirklich sehr aufgeregt.
Um aber auch noch einmal eins klarzustellen: Ich habe aber privat nur sehr sehr nette Menschen getroffen, die genauso denken wie ich!
Jeremiah Stuard, den ich bei meinem Workshop kennengelernt habe, war so nett und hat mir seinen Arbeitsplatz in der Siebdruckerei gezeigt und alles erklärt. Das was super interessant und auch super nett von ihm! Fotos habe ich keine gemacht, das hätte ich sehr unpassend gefunden. Aber empfehlen kann ich seine Druckerei, die auch Aufträge entgegennimmt, sehr. Das ist eindeutig Werbung – aber sowas von freiwillig und absolut unbezahlt! Er ist ein sehr interessierter und offener Mensch und es war mir eine Freunde, ihm in Savannah begegnet zu sein.
Lisa D. Watson hat mich noch einmal im Studio besucht und wir haben wieder viel Spaß zusammen gehabt. Nun planen wir eine Collage-Zusammenarbeit per Post – darauf freue ich mich schon sehr. Sie kennergelernt zu haben war wunderbar.
Bill (in cognito) hat uns zu einem Barbecue zu sich nach Hause eingeladen – ich denke, das waren die besten Burger, sie ich je gegessen habe – und der Abend war sehr unterhaltsam und sehr nett!
Über das Ende meiner Artist Residency und meiner Solo-Ausstellung werde ich im nächsten Artikel berichten.
englisch version:
The fourth and last week of my Artist Residency was a bit limited by a nasty cold, which I probably got at the flea market on the weekend, when I was looking for old photos in the draughty hall, although very successfully but still for more than half an hour diving in the photo box. I couldn’t really do much more about it, but I conscientiously put together the material I wanted to get into the 23-kilo suitcase. That was a real challenge for me! But I made it – with „a little“ more hand luggage 😉
I have already reported separately about the excursion to Mr. Charlie’s domicile that I made at the beginning of the week. A real highlight of my trip!
I made another trip to Milledgeville. This little town, sleepy in my eyes, is said to belong to one of the most beautiful cities of the so-called Antebellum-Route. „On a 160 km long road the southern states present themselves in their most beautiful garb: The Antebellum Trail connects the lively Athens with the distinguished Macon and leads past many magnificent villas and historical sites. Dreamy small towns line up along the Antebellum Trail like a string of pearls, bringing the magic of the southern states to life. They have all been largely spared the devastation of the American Civil War and still today bear witness to times long past. The Latin word „antebellum“ is in the USA a fixed term for the time „before the war“. It always refers to the Civil War from 1861 to 1865, which brought about the epochal upheaval of the old South and continues to shape it today. Many of the columned villas on the Antebellum Trail can be visited.“ (Source) So I looked at the „Old Governor´s Mansion“ in Milledgeville. „The history of the manor house (completed in 1839), which served as the residence of the Georgian heads of government for over thirty years, includes the phases of pre-war, civil war and the early reconstruction of state history. Well-known heads of state such as George Crawford, Howell Cobb and Joseph E. Brown resided in the building and used it as a stage for speeches and also for the presentation of guests of national importance“. (Source) During the guided tour of the house, it was proudly reported that it had recently been restored for $9 million. My question as to whether the slave quarters had been repaired accordingly was succinctly answered in the negative. They had been decaying for a long time. If I may allow myself this critical remark: Slavery is an inseparable part of the history of the southern states in America! And from a historical site like this I expect an appropriate treatment. I really did not like this point of the tour!
But to make one thing clear once again: But in my private life I only met very nice people, who think the same as me!
Jeremiah Stuard, whom I met at my workshop, was so kind and showed me his job in the screen printing shop and explained everything. That was super interesting and also super nice of him! I didn’t take any photos, I would have found that very inappropriate. But I can highly recommend his print shop, which also accepts orders. That is clearly advertising – but so voluntary and absolutely unpaid! He is a very interested and open person and it was a great pleasure to meet him in Savannah.
Lisa D. Watson visited me again in the studio and we had a lot of fun together again. Now we are planning a collage cooperation by mail – may I be very happy. To have got to know her was wonderful.
Bill (in cognito) invited us to a barbecue at his house – I think they were the best burgers I’ve ever eaten – and the evening was very entertaining and very nice!
The end of my artist residency and solo exhibition will be covered in the next article.
(Translated with www.DeepL.com/Translator – advertisement – unpaid!)
Es klingt nach einer ausgesprochen wundervollen Zeit und vielen feinen Begegnungen, liebe Sabine. Ich hätte vermutet, dass das Bewusstsein gerade in den Südstaaten zur eigenen Vergangenheit längst eingesetzt und sich gewandelt hätte. Sehr schade, dass dem wohl nicht so ist und irgendwie bitter, wenn man sich sonstige Entwicklungen mit anschaut.
Nun wünsche ich dir einen guten Abschluss und Rückflug und freue mich auf den letzten Teil deiner Berichtsreihe! LG. Susanne
Ja, so ist es. Aber das Gute ist: ich habe auch sehr sehr viele nette Menschen getroffen, die so denken wie ich/ wir. Aber ausgerechnet nicht in diesen historischen Stätten.
die vielen tollen begegnungen werden sicher noch ganz lange in dir nachwirken!
ich glaube, das thema sklaverei ist in den usa immer noch und immer wieder ein sehr heikles. für mich auch völlig unverständlich, aber wenn ich denke, wie lange es bei uns gedauert hat, gedenkstätten in vielen orten für die opfer des naziregimes einzurichten, wundert einen manchmal gar nichts mehr.
liebe grüße
mano
Genauso ist es Mano! Ich kann Dir nur zustimmen!